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Wanderung: Verlorene, verlassene Dörfer

Der OWV-Hauptverein mit unserer Hauptwanderwartin Ursa Versch lädt die Mitglieder des Oberpfälzer Waldvereins und Gäste - auch im Vorgriff zum Tag des Wanderns am 14. Mai - herzlich ein!

 

Diesmal eine längere, abwechslungsreiche Rundwanderung. Sie führt uns ins Grenzgebiet Bayern Böhmen: von Stadlern über den Gneis am Hochfels und der Ruine Reichenstein - bei gutem Wetter bietet sich der Aufstieg auf den Böhmerwaldturm an - im Bogen nach Ples, ein verlassenenes Dorf, in Tschechien. Zurück geht’s über Friedrichshäng.

Die Tour bietet wunderbare Ausblicke. Mich faszinieren immer die weiten Weidenflächen auf der böhmischen Hochebene. Wenn die Sicht gut ist, sehen wir den Arber. Für das Panoramakino habe ich schon Karten bestellt 😉 Und wir bekommen regionale Einblicke in die Zeit des Eisernen Vorhangs. Zum Großteil sind wir auf Wanderwegen unterwegs. Einkehr ist in Ples. Nachdem die Strecke so viel Sehenswertes bietet, sind wir wahrscheinlich nicht vor 16:30/17 Uhr am Parkplatz in Stadlern zurück. Gäste sind herzlich willkommen.

  • Strecke ca. 14,5 km – reine Gehzeit ca. 4,5 h – Aufstieg/Abstieg ca. 300 m – mittel
  • Anmeldung bis 4. Mai 2024 bei Ursa Versch per E-Mail: uversch(at)t-online.de
  • Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr!
  • Festes Schuhwerk, Getränke, Müsliriegel
  • Startpunkt: in Stadlern Parkplatz am Hochfels (Navi: Waldhäuser Str., 92549 Stadlern) 9:30 Uhr
  • Bitte keine Hunde mitbringen.
  • Personalausweis mitnehmen; Fernglas und tschechische Kronen, falls vorhanden, empfehlenswert. Man kann aber auch in Euro zahlen!

Ende: ca. 17:00 Uhr am Parkplatz in Stadlern

Herzlichen Dank an den OWV-Zweigverein Stadlern für die Unterstützung!

Wanderbericht

Der Dorfkrug, eine unsichtbare Kegelbahn, ein Agent namens Zika und noch viel mehr begegnete uns auf der Wanderung zu den verlassenen, verlorenen Dörfern am Rande der Oberpfalz und in Böhmen. Wanderinnen und Wanderer der Zweigvereine Nabburg, Pfreimd, Schwandorf, Stadlern und Gäste lassen sich auf eine Zeitreise in vergangene Jahrhunderte ein. Vorbildlich unterstützt werden wir dabei von Josef Holler und Sigrid Wendel vom Zweigverein Stadlern.

Wir treffen uns am Wanderparkplatz beim Gneis am Hochfels, eines der hundert schönsten Geotope Bayerns. Dieses beeindruckende Geotop haben die Einwohner von Stadlern direkt vor der Haustür. Die hohe Steinformation aus Gneis, ringsum die Heidevegetation, mit einem gewaltigen Ausblick ins Land lässt uns staunen. Weiter geht’s zum Bergfried Reichenstein. Einige steigen hinauf und genießen den Ausblick. Die Hussiten zerstörten die Höhenburg im 15. Jahrhundert. Sie war eine der über 700 Burgen der Oberpfalz. Auf zum nächsten Panorama: ein Kino im Freien mit Blick auf Cerchov (Schwarzkopf) und den Bayerischen Wald. Einige Gipfel wie den Arber meinen wir zu erkennen. Gern nehmen wir Platz. Der Böhmerwaldturm lädt uns zu einem Aufstieg ein. Überblick und Orientierung in der Landschaft werden immer besser.

Jetzt wartet das verlassene Dorf Bügellohe auf uns. Neben dem Fleischhackerhaus, mit Dokumentation zum Ort, entdecken wir, Lorna weist uns darauf hin, das verfallene Haus der Wirtschaft „Zum Dorfkrug“. Von der überdachten Kegelbahn ist eine kleine Einzäunung übergeblieben. Elf deutsche Familien, rund sechzig Erwachsene und Kinder, haben auf der tschechischen Seite 1946 Wenzelsdorf verlassen müssen. In der Hoffnung wieder zurückzukehren, siedelten sie sich an der deutschen Grenze, dort hatten sie eigene Grundstücke, provisorisch an. Aber Wenzelsdorf (Vaclav) wurde zerstört. So bauten sie Steinhäuser und lebten, der letzte Bewohner verließ Bügellohe 1969, unter sehr harten Bedingungen: Kälte, kein Strom, Wasserversorgung nur aus einer nahen Quelle, die Kinder mussten zu Fuß, auch im tiefsten Winter mit viel Schnee, ins drei Kilometer entfernte Stadlern zur Schule.

Wir nähern uns der Grenze. Auf der tschechischen Seite, nicht weit von der Grenze entfernt, erwartet uns ein Schlagbaum, eine fingierte Grenze. Hier wurden Ende der vierziger Jahre Flüchtlinge vom einem „amerikanischen“ Offizier in Empfang genommen, der viele Fragen stellte, auch zu Freunden der Befragten. Der amerikanische Offizier war aber Angehöriger der tschechischen Staatssicherheit. Die Flüchtlinge wurden verhaftet, ein Teil von ihnen zu Tode verurteilt.

Über Wenzelsdorf, hier verblieben ein paar verfallene Häuser der tschechischen Grenzpolizei aus den achtziger Jahren, entlang malerischer Hochweiden erreichen wir Ples (Plöss) und werden wunderbar und schnell vom Marek und seinem fleißigen Team bewirtet. Ples und die umliegenden Dörfer hatten bei Kriegsende rund tausend Einwohner. Heute sehen wir noch das ehemalige Haus des Försters Josef Zika, jetzt Gaststätte von Marek, neben neu erbauten Ferienhäusern, eine Kapelle zur Erinnerung an die damalige Kirche und den verlassenen und renovierten Friedhof am Dorfende, mitten im Wald. Ein gusseisernes Kreuz schmückt das Grab von dem angeblich hier beerdigten tschechischen Förster Zika, der als Schmuggler, Fluchthelfer, Agent nach 1946 aktiv gewesen sein soll und 1951 unweit Ples erschossen wurde.

Über Friedrichshäng treten wir den Heimweg nach Stadlern an und stärken uns in der Johann-Koller-Hütte mit Kaffee und frischen Kücheln, gebacken in der Grenzwirtschaft Gerstmeier in Friedrichshäng. Und der abschließende Rückweg führt uns erneut über den wunderschönen Gneis am Hochfels, dort entdecken wir überraschend die Arnika, die das Logo des Oberpfälzer Waldvereins schmückt.

Ein großes Dankeschön an den Zweigverein Stadlern mit dem Vorsitzenden Josef Holler, der Schatzmeisterin Sigrid Wendel und an Michael Koller, stellvertretender Vorsitzende des Hauptvereins, für die gespendete Verköstigung in der Johann-Koller-Hütte und natürlich an Norbert Griesbacher, Schatzmeister und Kümmerer beim Hauptverein, der uns die sechzehn Kilometer lange Strecke begleitete.